V.) L A P O É S I E /
N i k l a s v a n T h o r n , N e u e r e G e d i c h t e
(Verstreutes aus Büchern / Anthologien;
Texte aus dem Umkreis der Werke
"SPIELENDER RAUCH",
"LACHKRÄMPFE IM 1/2-SCHATTEN"
und "HIRNREGEN UND SONNENWIND".)
Die Gruppe 48 e. V. |
N I K L A S V A N T H O R N
"Die Malerei ist eine stumme Poesie und die Poesie eine redende Malerei."
( Simonides, nach Plutarch: "De Gloria Atheniensium")
(Unten :)
Einbruch höherer Mächte in die schlichte Tagesrealität: die Genies E. T. A. HOFFMANN und Friedrich HÖLDERLIN
ANUBIS
Was ist das Hirn? Die Mumie, Die das Jenseits sucht - sie braucht Es nicht ; in ihrem Schädel Duftet Harz als Schutz vor Fäulnis.
Erhalten wird der Staub, allein Die F o r m des Menschen, der einst Lebte - und nun in Erwartung Schläft als Hülle, als Gewand
Für e w i g e n Gebrauch, ein Hauch Nur des Verstorbnen, ein Bild, Das andre aus ihm machten,
Gefangen in der Welt der Sinne, aber auch der S c h ö n h e i t , Die dem Tode farbig trotzt.
(Spielender Rauch. 16./17. Oktober 2009) (Gedruckt: Berlin 2011)
VINCENT VAN GOGH (Herbsteinbruch)
Schwarz strömt Nacht aus dunklen Wäldern, Die ganz sacht wie Haare wehn, Duft nach Harz und Luft von Feldern, Die gelb und starr im Winde stehn.
Erlen ragen grau aus Mooren, Trotzen fahl der kalten Macht, Irrlicht wird im Sumpf geboren - Hat nicht dort ein Kind gelacht ?
Keine Stimme weit und breit, Menschheit lebt in andren Sphären, Rast durch sinnentleerte Zeit.
Flügel rauschen über Ähren, Krähen kreischen wie im Streit... Ruhe, Frieden - die sind weit .
(Amsterdam, 18. Januar 2012) (Gedruckt: Berlin 2012)
ABENDSZENE (Für Alexandra)
Gedämpfter Wellenschlag, ein Boot
Zwischen Tag und Traum, schemenhaft, Versinkend im späten Zwielicht.
Dahinter ruhende Inseln, Schwer von Erfahrung und Jahren, Vergangenes heimlich bewahrend.
Algengeruch in den Lüften, Rufend hinaus in die Weite, Lockend zu neuem Geschick.
Abendgruß sinkender Sonne, Krone und Göttin der Erde, Zu n e u e r Krönung bereit.
(Fazana / Brijuni, 29.07.2008) (In. NvT: Hirnregen und Sonnenwind. Aachen 2009)
INSELN IM STROM
Stürme rauschen durch die Berge, Lassen manchen Baum erzittern; Über uns, dem Reich der Zwerge, Redet E r in Blitzgewittern.
Talwärts fließen Bäche, Ströme, Angefüllt mit Bruchholz, Blättern Und dem Schutt der Zeitenströme: Treibgut, fern aus schweren Wettern.
An manchem Stein im Flusse staut sich's, Egal wohin, ganz gleich woher: Wo etwas ist, da fängt sich m e h r ;
Und Inseln bilden sich in Wellen: - G e d i c h t e sind's, die dort entstehen, Wo viele nur - "die Wellen" sehen.
(02. Januar 2012) (Gedruckt: Berlin 2012)
ALTE WASSERBURG (Impression aus den Ruhr-Auen)
Beete, Rabatten, kleine Wege Durch das Stauden- und Blumenmeer, Murmelnder Bach und schmale Stege, Vögel zogen von Süden her.
Junge Bäume streben h i m m e l a n , Kindergeschrei hallt durch den Park; Vor den Mauern blüht der Löwenzahn Und wandert durch die weite Mark.
Das Blätterdach hat sich geschlossen, Abend vertrieb den bunten Reigen: Wie viele Jahre sind verflossen - ? Die Mauern ruhen krumm - und schweigen.
Eine Esche thront auf schrägem Turm, Darunter schläft der Wassergraben; Mancher Riesenbaum fiel schwer im Sturm, Auf Mauerresten hocken Raben.
Vom Balkon grüßt gelb der Löwenzahn, Der Efeu hat die Burg bezwungen; Himmelhoch flog einst der Menschen Wahn, Hier wurde froh getanzt, gesungen...
Lautlos folgt die Erde ihrer Bahn, Die a l t e n Lieder - sind verklungen .
(Spielender Rauch.Westhofen, 07.10.2012) (Gedruckt: Berlin 2013)
SAMSARA
Ein Schleier hält uns fest umfangen, Den die Menschen nicht durchdringen, Wenn sie Seifenblasen fangen Und nicht um E r l ö s u n g ringen.
Das Rad des Seins, es dreht sich ewig, Und ohne Drehung gäb' es k e i n e Welt. War denn jemals jemand selig? Ein Fluch hält uns an kurzer Leine,
Die uns an das Heute bindet. Vergiss den Anschein. Blicke weiter In den S c h l u n d der Ewigkeiten.
Wer das wa h r e Wesen findet, J e n s e i t s aller Dunkelheiten, D e r wird ruhig, d e r wird heiter.
Vieles fließt im Strom der Zeiten, Dreht das Rad der Eitelkeiten - Des Strömens MITTE ist s o n a h , Das "Drumherum" heißt "Samsara".
(In: Spielender Rauch. 07.01.2011) (Gedruckt: Berlin 2013)
_________________ *) Samsara (Sanskrit / Pali): Beständiges Wandern (Wortwurzel "sar") durch die Welt der leeren Erscheinungen und durch den Kreislauf der Geburten; im Ideal des Mahayana verharrt der Bodhisattwa aus Mitleid ("Karuna") mit den irrenden Wesen im Samsara (so kann selbst der Verzicht aufs Nirvana zur E r l ö s u n g führen). |
WÜST UND LEER
Geister hast du lebenslang gesucht Und dennoch keinen Geist gefunden, Auch in Gottesferne oft geflucht, Um f e r n von Gott dann zu gesunden.
Alles bleibt im Unbestimmten, Vagen, Das Leben spielt sein Stück im leeren Raum: Letzter Sinn durchwandert Märchen, Sagen. Doch trafst du nie Substanz, nur bunten Schaum.
Der Griff nach Festem führt so oft ins Nichts, Die Ziele sind zu S t e r n e n aufge- stiegen, Wir tasten blind - selbst im Zenit des Lichts.
Substanz ist nicht zu schildern oder malen: Sinn oder Unsinn - Sinnesbilder trügen, Und der Himmel ist - voll toter Zahlen.
(Spielender Rauch. 14. Januar 2011) (Gedruckt: Berlin 2012)
DIE NIEDERLANDE (Ein Naturgedicht)
Weites Land, Polder und Marsch, Mühlen im Blau, ein Hauch der See Bis tief in jede Stadt. Barsch Bläst der Sturm, Ohren tun weh.
Und Herden von Wolken wandern Über hohes Firmament. - Gletscher zogen bis nach Flandern: Sand, du schönes Element !
Licht des Südens liegt im Lenze Über bunten Blumenmeeren, Und das Glück blüht ohne Grenze.
Fluten knicken stolze Ähren: Gletscher kennen keine Grenze, Wenn sie sich - ins Meer entleeren.
(Spielender Rauch. 22. Januar 2012) (Gedruckt: Berlin 2012)
"KUNST GEHT NICHT NACH BROT" (...?...)
Doch w a r u m sehn wir Farben rot Und grellorange - statt schlicht in Grau Und blassem Grün ? Dies kam aus Not: Denn Affen wurden langsam schlau -
Die Stirn: Sie hob sich steil und breit, Das Hirn: Es wurde groß und schwer, Die Ziele flogen hoch und weit - Das schwere Hirn begehrte m e h r .
Den Magen füllte Frucht um Frucht, Der Zucker brachte neue Kraft, Die Suche wurde fast zur Sucht: Primaten b r a u c h t e n süßen Saft.
Und ihre Welt, die wurde b u n t Ganz o h n e Sekt undWein und Bier; Tiefrote Früchte sind gesund: Zum M e n s c h e n ward das Affentier.
Das Hirn befahl es einst den Augen: "Sucht mir Sachen, die was taugen !" Der Magen fand zu bunten Farben, Bis M a l e r ihr Talent erwarben.
Die Kunst: Sie war 'ne Magenfrage Und b l i e b es noch - bis heutzutage.
(Lachkrämpfe im 1/2-schatten. 19. April 2009) (Gedruckt: Berlin 2012)
METAMORPHOSEN (Eine Abend-Träumerei)
Schau nur, wie das Reh dort schreitet, Zaghaft wie ein Geist aus Träumen, Während Nacht die Schwingen breitet, Um den Tag hinwegzuräumen,
Den Tag - und auch das kleine Reh, Das still und leis sein Futter findet Und noch nichts ahnt vom großen Weh, Derweil das letzte Licht verschwindet.
Der Morgen graut, und graue Horden Folgen witternd frischen Fährten; Sie sind gewohnt, "im Team" zu morden, Und recht erfolgreich durch Gefährten:
Das graue Pack vom Stamme "Wolf" - Sehr listig ist's und hundsgemein, Mag den Verein und spielt auch Golf. Was vorne Wolf - ist hinten Schwein...
(Lachkrämpfe im 1/2-schatten. 02.03.2012) (Gedruckt: Berlin 2013)
CONSUM-CIRCUS
Diente ich dir jemals, Geist? Nein, Geist war's nicht, das Unnennbare: Heimlich, einsam, still verwaist, So fern von Trend und Wohlfühlware.
Das Rad der Zeiten kreißte Und gebar Götter und Titanen; Das a l t e Glück vereiste Im Atem kühler Monomanen.
Der Wurstpreis ward zum Mandala, Golems tragen Nadelstreifen, Karneval, Fußball, Trallala:
Löwen hüpfen durch den Reifen, Maria kam aus Magdala, Saft steht rechts, links rosa Seifen.
(24.06.2006) (In: NvT: Hirnregen und Sonnenwind. Aachen 2009)
"Kein andres Glück mag uns auf Erden Als nur durch Frauenliebe werden; Doch auch als tiefsten Elends Grund Tu' ich euch Frauenliebe kund." Bhartrihari (1. Jahrh. v. Chr., Übersetzung: L. v. Schröder)
SIE (Eine Entdeckung)
Sie lebte Seit' an Seit' mit dir Wie Luft und Wasser - unbeachtet; Du sahst sie nicht - in deiner Gier Nach "mehr", hast Nahes nur verachtet.
Du hast gelebt in i h r e r Sphäre Und sahst doch immer nur - dein Leid; Hast nichts gemerkt vom nahen M e e r e , Die Jagd nach Perlen trieb dich weit.
Auf Wogen flogst du in die Ferne, Dich trug die S e e - und nicht die Sterne - Zu fremden, "bunteren" Gestaden.
Hast manchen Molch im Sumpf entdeckt, Vor Meereswogen ""gut" versteckt; Du flohst vor ihr - zum eignen Schaden.
Entdecker können seltsam sein, Und unklar ist, was sie nun treibt: Die Suche folgt dem schönen Schein, Doch das Problem im Herzen - bleibt...
( Spielender Rauch. 31.01.2013.) (Gedruckt: Berlin 2013.)
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NEUERE Gedichte. Vorabdruck in der Anthologie "LYRIK UND PROSA UNSERER ZEIT". Band 19. Aachen. Karin Fischer Verlag:
"De nihilo nihil..." 1) FATA MORGANA
Ein Wüstentraum war jenes Land, Propheten machten draus ein Buch, Hier war nun der Welten Mitte, Streiten wurde gute Sitte,
(Gedruckt: Aachen 2014) _____________________ 1) "Aus nichts wird nichts..." (Lucretius . | PRO DOMO 1)
Tankst du günstig Seelen-Balsam? Gestrandet in Beliebigkeit
_____________ 1) Pro domo: zum eigenen Vorteil, für sich selbst. |
W i r d f o r t g e s e t z t . . . | N i k l a s v a n T h o r n
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N I K L A S V A N T H O R N
O Leila, schlankes Menschenkind, Schön bist du und schlank und grausam, "Leila" heißt die Nacht - und du Im Lichte lebt Na'haar, der Tag,
1) Dschehenna (Arabisch): die Hölle. | REICHTUM UND WEISHEIT
Liebst du was andres als das Geld, Helden der Dummheit gäb's wohl viele, Die Leere kommt mit Glanz und Flitter Ich wünsch dir einen g u t e n Tag.
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Sabine Thalhammer : Pumakopf (auch in einer Holz-Ausführung als Cellokopf) |
niklasvanthorn@gmail.com niklasvanthorn@outlook.de (Oben :) Der große Pazifist, bahnbrechende Physiker und Philosoph ALBERT EINSTEIN (1879 Ulm - 1955 Princeton) "Wir würden vor dem Glühwürmchen ebenso ehrfürchtig stehen wie vor der Sonne, wenn wir nicht an unsere Vorstellungen (Kahlil GIBRAN) |
Niklas van Thorn * Jury Gruppe 48 *
Germanist/Autor (Lyrik, Aphorismen, Satiren, Kommentare) *
Literaturwettbewerb 2024 * Schloss Eulenbroich (Rösrath) *
LEONARDO da VINCI : Anghiari-Schlacht LEONOR FINI : Voyage
JACQUES PRÉVERT :
LE DROIT CHEMIN A chaque kilomètre chaque année des vieillards au front borné indiquent aux enfants la route d'un geste de ciment armé.
LE CANCRE (...) et malgré les ménaces du maitre sous les huées des enfants prodiges avec des craies de toutes les couleurs sur le tableau noir de malheur il dessine le visage du bonheur.
| DER RECHTE WEG Bei jedem Kilometerstein Jahr um Jahr Weisen die dümmsten Greise der Erde Die Kinder ins Leben ein Mit zementierter Gebärde.
DER SCHLECHTE SCHÜLER (...) Und den Drohungen des Lehrers zum Trotz unter dem Geschrei der Wunderkinder zeichnet er mit Kreiden in allen Farben auf die schwarze Tafel des Mißgeschicks das Angesicht des Glücks.
(Unten :) S. DALI: Tristan und Isolde (1944) |
(Links :) A I N A aus der Gruppe "BLACKTHORN" |
L E O N O R F I N I |
"Wende dein Gesicht der Sonne zu,
dann fallen die Schatten hinter dich!"
(Chinesische Weisheit)
Zum Abschluss
(der auch ein neuer Anfang sein könnte...)
eine kleine "Genussmittel"-Empfehlung (vorläufig rezeptfrei)...............
I.)
Niklas van Thorn: * HIRNREGEN UND SONNENWIND.
Skizzen vor der Sintflut. Gedichte. Aachen 2009. deutscher lyrik verlag.
Für: Kritische Zeitgenossen und ambitionierte "Querdenker", die sich von religiös-gesellschaftlich-politischem Blendwerk nicht irritieren lassen und - wie der Autor - auf einer originellen Suche nach dem Hintergründigen & Wesentlichen sind.
II.)
Niklas van Thorn: * SPOTTDROSSELN ÜBER ROM.
Bombardement heiliger Nachttöpfe. Aphorismen und frühe Lyrik. Neckenmarkt (A) / Sopron (H) 2010. Vindobona - Internationale Verlage.
Für: Erfahrene Nicht-Angepasste, die etwas von der enormen Kreativität "anarchischer" Standpunkte wissen, bohrende Fragen über bequeme Antworten stellen, über Schein-Heiliges lachen und nicht zuletzt genüsslich auf den Gräbern der öffentlichen Dummheit tanzen können...
- Danke für Euren Besuch ! -
Und widersteht der Versuchung:
schreibt keine ü b e r f l ü s s i g e n Bücher.
Denn davon gibt es schon Millionen...
N i k L @ $ v @ N t H o R n
Niklas van Thorn
* Germanist, Philosoph, Autor, Lyriker * Juror Gruppe 48 seit 2019 *